“Vorvergrauung” – was ist das überhaupt?

Was alles als “Vorvergrauung” bezeichnet wird macht das Holz vorher grau…

Wenn Holz an der Fassade dem Regen ausgesetzt wird, dann entsteht eine natürliche Vergrauung, also eine mehr oder weniger graue/dunkle Verfärbung der Holzoberfläche. Solange das Holz immer wieder abtrocknen kann, ist das auch nicht wirklich schädlich, unter Umständen empfindet man die Veränderungen aber als unschön oder störend.

Beispiel einer vergrauenden Fassade ohne Vorvergrauung

Das Konzept einer Vorvergrauung ist also: “man macht von Anfang an das ganze Gebäude grau”.

Nicht als Kabinett des Grauens, sondern als reale Beispiele, die so in der Landschaft stehen, zeigen wir Gebäude, die unserer Ansicht nach zumindest zum Zeitpunkt der Aufnahme leider nicht unbedingt dafür sprechen Holz an der Fassade einzusetzen. Das ist schade und muss nicht sein. Die gezielte Vorbehandlung gibt uns die Möglichkeit optisch ansprechendere Resultate zu erzielen. Wir weisen unsere Verarbeiter und Bauherren immer auf die Vorteile einer Behandlung mit Vorvergrauungs-Effekt hin.

Auf Grund der Entwicklung frei bewitterte Fassaden an kubischen Gebäuden zu realisieren haben Produzenten vor einigen Jahren begonnen entsprechende Produkte mit grauen Pigmenten zu entwickeln, die als Vorvergrauung appliziert werden. Einige Charakteristika haben alle Systeme gemeinsam:

  • Die Hölzer werden entsprechend der später zu erwartenden Vergrauung passend grau eingefärbt
  • Die graue “Farbe” wird ausgewaschen und möglichst nahtlos durch die natürliche Vergrauung abgelöst
  • Es sind keine dauerhaften, deckenden Farben, sondern Erstbehandlungen zur Vermeidung zu markanter Farbunterschiede

Als “vorvergrautes Holz” werden behandelte und vergraute Hölzer bezeichnet, bei denen sich die Verfahren teilweise deutlich unterscheiden. Wir wollen kurz auf die sehr unterschiedlichen Verfahren eingehen und die Vor-und Nachteile erklären.

Die verschiedenen Vorvergraungs-Systeme

Wässrige Vorvergrauungs-Lasuren

Am Markt angeboten werden wässrige, offenporige Verwitterungslasuren, die teilweise mit Additiven (“Spezialkatalysatoren für gleichmässige Verwitterung”) ausgerüstet sind. Einige Produkte sind mit glitzernden Perlmutt-Pigmenten versehen, die für zusätzliche Lichtreflexe sorgen. Grundsätzlich sind das Lack-ähnliche Produkte auf Kunststoff-Basis (z.B. Alkydharz), die meist einschichtig aufgetragen werden.

Offene Aussenschalung mit Verwitterungs-Lasur auf einer Heimischen Lärche

Viele der auf dem Markt erhältlichen Produkte wurden in den letzten Jahren modifiziert oder sind verschwunden. Wir haben als unabhängiger Verarbeiter die Entwicklung hautnah miterlebt und viele Produkte auf Kundenwunsch appliziert. Auch wir haben Lehrgeld bezahlt und teilweise Produkte verwendet, die zu Schäden geführt haben. Unsere Erfahrungen können wir wie folgt zusammen fassen:

  • Vorvergrauungs-Lasuren sind einfach und günstig zu applizieren.
  • Diese Lasuren bilden eine Schicht auf der Oberfläche und neigen dazu schnell zu verfärben.
  • Es werden zu viele unnütze Farbnuancen angeboten und damit die Möglichkeit einer Farbgestaltung vorgegaukelt.
  • Spannungs- und Trocknungsrisse auf der Oberfläche werden kaum gemindert.

Weitere Informationen zu Vorvergrauungs-Lasuren und unserer ALPIN PATINA finden Sie hier.

Öl-basierende, hydrophobierende Vorvergrauungen

Oberflächen-Behandlungen auf Öl-Basis haben sich seit Jahrzehnten bewährt und es ist keineswegs so, dass man diese Produkte als überholt ansehen sollte. Wie bei allen Produkte-Typen haben sich die Rezepturen verändert und nicht mehr erwünschte Komponenten wurden ersetzt.

Die Stärke der Behandlungen auf Öl-Basis ist das sehr gute Eindringvermögen in die Holzoberfläche ohne dass eine Schicht auf dem Holz aufgebaut wird. Durch die Imprägnierung des Holzes bleibt die Oberfläche rissärmer und kann sich besser an die natürliche Abwitterung angleichen.

Nach 2 Jahren Bewitterung: Links ohne Behandlung – Rechts mit hydrophobierender Vorvergrauung

Nicht auf alle Beschichtungs-Anlagen können wasserfreie Produkte verarbeitet werden, deshalb werden vielfach die einfacher zu verarbeitenden Wasserlasuren verwendet. Wir pflegen und warten deshalb die Anlagen und werden weiterhin bei anspruchsvollen Projekten auf die hydrophobierenden Behandlungen setzen.

Als funktionale, hydrophobierende Behandlung bietet ALPIN OPERA Wettergrau auf Heimischer Douglasie die besten Langzeit-Resultate zu einem sehr vernünftigen Preisniveau.

Natürliche Vorpatinierung

Als durch “Beschleunigte und kontrollierte natürliche Vorvergrauung” hergestellte “Vorvergrauungssysteme für Holzfassaden” wurden zwei Produkte von Schweizer Herstellern als “sicher das edelste” und als “aus ökologischer Sicht äusserst wertvoll” beworben.

Die Bretter aus Heimischer Fichte werden gemäss der Angaben der Produzenten mit Pilzkulturen versehen und mehrere Monate dem Wetter ausgesetzt. Die Lieferzeiten sind mit bis zu 6 Monaten sehr lang und die Preise entsprechend dem Aufwand eher hoch.

Publikation im neuen Zustand und reale Situation nach ca. 3-4 Jahren

Wie dieses und viele andere Beispiele zeigen, hat sich dieses Verfahren in der Praxis nicht bewährt, weil offensichtlich die künstlich erzeugte Vergrauung abgewaschen wird. Trotz der Vorschusslorbeeren rechtfertigen diese Produkte weder den Preis, noch liefern sie technisch befriedigende Resultate.

Grau Druckimprägniert

Es gibt graue Farbpasten, die beim Druckimprägnieren beigegeben werden können und damit werden Hölzer chemisch geschützt und gleichzeitig wird eine graue Einfärbung der Holzfasern an der Oberfläche erreicht . Die Idee des Verfahrens besteht darin, die natürliche Vergrauung durch eine Druckimprägnierung mit grauer Farbgebung vorwegzunehmen.

Wie bei allen Druckimprägnierungen ist Farbverteilung nicht gleichmässig und es ergeben sich durch den Prozess Dimensionsveränderungen. Gerade die offenbar nur schwer in der Imprägnier-Lösung einzubringenden grau-schwarzen Pigmente führen zu sehr markanten und augenfälligen Farbunterschieden.

Nach den Erfahrungen in der Branche erfüllen also die grau imprägnierten Hölzer die ästhetischen Ansprüche nicht, entsprechend wird heute druckimprägniertes Holz meist mit einer grauen Lasur behandelt. Unser Druckimprägnierungs-Spezialist tituliert die grauen Imprägnier-Lösungen als “unbrauchbar”.

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